Unter diesem Titel schrieb am 11.11.2019 der Tübinger Journalist Volker Rekittke einen Kommentar im Tübinger Schwäbischen Tagblatt und informierte hierbei auch über unsere Spendenaktion für Schulbedarf in Rojava:

„Was macht einen Terroristen zum Freiheitskämpfer – und umgekehrt? Der Blickwinkel des Betrachters. Manchmal auch die Zeit, die vergeht. Ob Me- nachem Begin (Irgun/Israel), Éamon de Valera (IRA/Irland) oder Nelson Mandela (ANC/Südafrika): Aus Terroristen (Freiheitskämpfern) wurden schon oft Premiers und Präsidenten. „Erdogan – Terrorist!“, skandierten in Tübingen 400 bei der Demo gegen den türkischen Einmarsch in Afrin. Was in Geschichtsbüchern wohl einmal über den türkischen Präsidenten stehen wird? Diese Sätze schrieb ich vor fast zwei Jahren. Für Autokrat Erdogan sind offenbar alle Kurden potenzielle „Terroristen“. Jetzt fällt das Nato-Mitglied Türkei wieder in Nordsyrien ein, mit deutschen Panzern und Sturmgewehren, Seit an Seit mit einer dschihadistischen Soldateska, von denen mancher eben noch beim IS gegen Kurden und Amerikaner gekämpft hat. Deutschland, ganz Europa schaut zu – und weg. Rahman Piri schaut nicht nur hin, er hat auch gerade erst versucht, hinzukommen: nach Rojava, in die befreiten Kurdengebiete Nordsyriens, um dort hundert mit Schulmaterial gefüllte Rucksäcke und anderes Unterrichtsmaterial zu übergeben. Seit Jahren schon arbeitet der Tübinger, der einst selbst aus Iranisch-Kurdistan fliehen musste, mit dem Bildungsministerium der Autonomieregion in Nordsyrien zusammen. Sein Plan, Lehrerinnen und Erzieherinnen von dort zur Aus- und Fortbildung nach Tübingen zu holen, scheiterte bislang an bürokratischen und kriegsbedingten Problemen. Piri selbst kam bei seiner Reise vor zwei Wochen ebenfalls nur von der irakisch-kurdischen Regionalhauptstadt Erbil bis zur syrischen Grenze. Dort konnte er die mit Spendengeldern aus Tübingen und Reutlingen, Oslo und Kairo finanzierten Materialien immerhin an zwei syrisch-kurdische Freundinnen übergeben.

Piri, der bei Bosch arbeitet und auf Kurdisch Alltagsgeschichten für Kinder- und Jugendbücher schreibt, träumt davon, „einen Bildungskorridor Tübingen- Kobane“ einzurichten: „Wenn Menschen eine Perspektive haben, müssen sie nicht flüchten“, ist er sicher (Kontakt über seine E-Mail-Adresse: rojava@projekt4bildung.de). „Schickt lieber Schulmaterial nach Kurdistan statt Leopard – Panzer in die Türkei“, ist sein Appell an die Bundesregierung. Die bestätigte gerade erst: Die deutschen Waffenexporte in die Türkei sind auf dem höchsten Stand seit 14 Jahren. Bereits 2018, dem Jahr des ebenfalls völkerrechtswidrigen Einmarschs im nordsyrischen Kurden – Kanton Afrin, war die Türkei die Nummer eins unter den Empfängerländern deutscher Waffen. Ein Skandal. „